Ist Weidehaltung effizient?
Wer Weidehaltung aufgrund der geringeren Produktionsmenge pro Flächeneinheit als ineffizient wertet, verkennt andere Merkmale der Effizienz. Im Vergleich drängen sich zahlreiche Zweifel an der Effizienz industrieller Intensivtierhaltung von Rindern in Mastställen auf:
Was ist effizient daran, Tiere in einen Stall zu sperren und das Futter über weite Strecken herbeizutransportieren? Das kostet Treibstoff, Arbeitszeit und Geld und es verursacht den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid. In Weidehaltung bringt man das Futter nicht zu den Tieren, sondern die Tiere bewegen sich selbst zu ihrem Futter, nehmen dem Landwirt diese Arbeit ab und verursachen dabei keinen zusätzlichen CO2-Ausstoß.
Ist es effizient, wenn man den Dung der Tiere im Stall sammelt und dann abtransportiert und auf Grünflächen ausbringt? Auch das kostet Treibstoff, Arbeitszeit und Geld und verursacht abermals CO2-Emissionen. In Weidehaltung verteilen die Tiere ihre Fäkalien selbst auf dem Land und düngen es auf diese Weise.
Grünland umbrechen und dort in Monokulturen Kraftfutter für die Rindermast anbauen – ist das effizient? Es setzt Kohlenstoff frei und belastet das Klima zusätzlich durch Freisetzen von Distickstoffmonoxid (Lachgas), es erfordert jährliche Arbeit in Form händischer oder maschineller Pflege, verursacht Kosten für regelmäßiges Pflügen und säen. In Weidehaltung bewohnen und pflegen die Tiere direkt das Grünland. Der Kohlenstoffspeicher bleibt erhalten, die Beweidung bindet Klimagase und pflegt den Boden (siehe die Kapitel Klima und Landschaftspflege.)
Wie kann man die weitreichenden Umweltschäden effizient nennen, die durch Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, durch Bodenerosion in Kraftfuttermonokulturen, durch Verlust von Grasland und Artenvielfalt, durch Stickstoffbelastung und CO2-Ausstoß entstehen? Wie effizient kann ein System sein, wenn es erst solche Zerstörung anrichtet und dann viel Zeit und Geld aufwendet in dem Versuch, die (oft irreversiblen) Schäden zu beheben?
Weidehaltung verursacht keine dieser Schäden und erzeugt dennoch Fleisch höherer Qualität (siehe Kapitel Geschmack.)
Extensive Weidehaltung pflegt die Landschaft, Natur und Kultur, statt Menschen durch den Einsatz von Chemikalien aus der Pharma- und Agrarindustrie zu gefährden. Weidehaltung dient dem Gemeinwohl. Das ist höchst effizient.
Ist Rinderhaltung ineffizient?
Rinderhaltung zwecks Nahrungsmittelerzeugung sei ineffizient, denn die Tiere setzen das verfütterte Getreide nur 10:1 in Fleisch um. Mit dem Getreide könne man demnach besser direkt Menschen ernähren.
Rinder sind von Natur aus keine Nahrungskonkurrenten des Menschen. Sie können von Gras und Heu leben und so auch nicht-ackerfähige Flächen wie Magerrasen nutzen. Das macht sie höchst effizient, da sie Ressourcen nutzen können, von denen sich kein Mensch ernähren kann.