Symbiotische Landwirtschaft in der Tierhaltung meint das Zusammenleben verschiedener Tierarten zum gegenseitigen Nutzen. Es ist die ursprüngliche Art des tierischen Zusammenlebens, keine moderne Erfindung. In der Weidehaltung kann Symbiotische Landwirtschaft viele Probleme beseitigen und die Produktivität der Fläche erhöhen. Denn Vielfalt ist eines der wichtigsten Merkmale gesunder natürlicher Systeme.

Ein Beispiel ist die Haltung von Schweinen zusammen mit Hühnern: Die Hühner befreien die Schweine von Parasiten und kontrollieren den Insektenbestand; zugleich bieten die Schweine den Hühnern Schutz vor Füchsen und Mardern.1
Auf der Polyface Farm sind Hühner fester Bestandteil der Weiderotation mit Rindern: Zwei bis drei Tage nachdem die Rinder einen Weideabschnitt verlassen haben, bewegt Familie Salatin einen mobilen Hühnerstall auf die Fläche. Denn nach genau dieser Zeit sind die Fliegenlarven im Dung der Rinder kurz vor dem Schlüpfen und die Tiere können sich daran laben. Dabei verteilen sie den Rinderkot und ihre eigenen Ausscheidungen auf der Weide und düngen und reinigen den Boden. Durch diesen Wechsel der Spezies haben auch Krankheitserreger weniger Chancen. Die Hühner kommen im kürzeren Gras besser zurecht, die Weide gewinnt weiter an Fruchtbarkeit und bei ihrem nächsten Besuch finden die Rinder umso saftigeres Gras vor.
Ziegen und Rinder fressen unterschiedliche Pflanzen. So kann man eine entsprechende Fläche doppelt nutzen und die Produktivität ebenfalls steigern.
Symbiotische Landwirtschaft orientiert sich an Vorbildern aus der Natur. Gewitzte Landwirte gehen einen Schritt weiter und denken sich neue Zusammenhänge für diese Imitation aus. Joel Salatin (Polyface Farm) berichtet von seinen Pigaerators: Wenn seine Rinder im Winter im Unterstand Heu fressen, landet ihr Dung in einem vorbereiteten Streu aus kohlenstoffhaltigem Material. Während dieser Streu schichtweise wächst, streut er Maiskörner hinein. Durch die Wärme fementiert der Einstreu. Wenn die Rinder im Frühjahr den Unterstand verlassen, bringt Salatin seine Schweine in den Unterstand. Die erfreuen sich an dem fermentierten Haufen, und durchwühlen den tiefen Einstreu nach den Maiskörnern. Dabei belüften sie das Material, welches später als Kompost auf der Weide landet.2
Probleme der Symbiotischen Landwirtschaft
In einigen Ländern ist die gemeinsame Haltung von zum Beispiel Hühnern mit Milchkühen nicht gestattet, weil das die Milchqualität durch Bakterien beeinträchtigen könne. Neben solchen gesetzlichen Hürden gibt es auch praktische Bedenken: Schweine könnten die Hühner fressen, statt sie zu beschützen. Auch das ist jedoch nicht die Regel.3

Gerne! Hier ist eine erweiterte Fortsetzung mit zusätzlichen Absätzen, die die symbiotische Landwirtschaft weiter erläutern und vertiefen:
Ein weiterer bedeutender Aspekt der symbiotischen Landwirtschaft ist die enge Verbindung zwischen Pflanzen, Tieren und Bodenmikroorganismen. Während Tiere wie Schweine und Hühner in der Weidehaltung ihre Rolle als natürliche Schädlingsbekämpfer und Düngemittel spielen, tragen sie auch zur Förderung der mikrobakteriellen Aktivität im Boden bei. Der Kot von Tieren enthält nicht nur Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium, sondern auch eine Vielzahl von Mikroorganismen, die den Boden auf natürliche Weise verbessern. Diese Mikroben fördern die Zersetzung organischer Materialien, helfen beim Abbau von pflanzlichen Rückständen und tragen zur Bildung von Humus bei. Humus wiederum ist ein entscheidender Bestandteil für die Fruchtbarkeit des Bodens, da er die Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens erhöht. Dies führt zu gesünderen Pflanzen und weniger Bedarf an chemischen Düngemitteln.
Im Vergleich zur intensiven Landwirtschaft, die häufig auf Monokulturen setzt und den Boden durch den intensiven Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngemitteln belastet, trägt die symbiotische Landwirtschaft zu einer gesunden Bodenstruktur bei. Durch die Förderung von Biodiversität und den Einsatz natürlicher Düngemittel wird die langfristige Gesundheit des Bodens erhalten und sogar verbessert. Studien haben gezeigt, dass Böden, die mit einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen bewirtschaftet werden, eine größere Kapazität zur Kohlenstoffbindung aufweisen, was der Reduktion von Treibhausgasen und der Bekämpfung des Klimawandels zugutekommt.
Symbiotische Landwirtschaft bietet jedoch nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch gesellschaftliche und kulturelle. Indem Landwirte wieder vermehrt auf traditionelle, natürliche Arbeitsweisen zurückgreifen, stärken sie das Bewusstsein für nachhaltige Produktionsmethoden und die Bedeutung einer gesunden Ernährung. Diese Art der Landwirtschaft fördert ein stärkeres Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur und ermöglicht es den Konsumenten, Produkte zu erwerben, die auf einem respektvollen Umgang mit Tieren und der Umwelt basieren. Auf diese Weise können Verbraucher eine aktivere Rolle im Umweltschutz übernehmen, indem sie lokale, nachhaltige Produkte unterstützen und sich bewusst für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft entscheiden.
Zudem bietet die symbiotische Landwirtschaft für Landwirte eine Möglichkeit, ihre Betriebe wirtschaftlich resilienter zu gestalten. Während der konventionelle Agrarsektor auf hohe Erträge aus Monokulturen und den intensiven Einsatz von Maschinen setzt, eröffnet die symbiotische Landwirtschaft neue Wege der Wertschöpfung. Dies kann von der Vermarktung von hochwertigem, nachhaltig erzeugtem Fleisch über die Diversifikation der Landwirtschaft mit verschiedenen Tierarten und Erzeugnissen bis hin zur Entwicklung von Nischenprodukten wie biologischen Eiern oder Heilpflanzen reichen. Besonders in einer Zeit, in der die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Lebensmitteln steigt, bieten diese innovativen Konzepte den Landwirten neue Chancen auf dem Markt.
Ein praktisches Beispiel für den Erfolg der symbiotischen Landwirtschaft ist die Zusammenarbeit von Bauern mit landwirtschaftlichen Betrieben, die sich auf Agroforstwirtschaft spezialisiert haben. Diese Betriebe kombinieren die Haltung von Tieren mit dem Anbau von Bäumen und Sträuchern, was zu einer noch stärkeren Biodiversität und einer stabileren Ökologie führt. Die Bäume bieten den Tieren nicht nur Schutz vor extremen Wetterbedingungen, sondern auch zusätzliche Nahrungsquellen. Das herabfallende Laub dient als wertvolles Futter, und die Tiere tragen zur Pflege des Waldbodens bei. Agroforstwirtschaft ist ein Beispiel dafür, wie symbiotische Ansätze auch die Landwirtschaft mit der Forstwirtschaft verbinden können, um so die natürliche Ressourcennutzung zu maximieren und gleichzeitig die Umwelt zu schützen.
Trotz all dieser positiven Aspekte bleibt die symbiotische Landwirtschaft in vielen Teilen der Welt noch eine Nische. Um die praktischen und ökologischen Vorteile dieser Methode auf breiterer Ebene umzusetzen, müssen jedoch weitere Hürden überwunden werden. Neben rechtlichen Einschränkungen, wie sie etwa in Bezug auf die Haltung bestimmter Tierarten bestehen, müssen auch die Infrastrukturen angepasst werden. Beispielsweise erfordert die Haltung unterschiedlicher Tierarten auf einem Hof mehr Planung und Koordination als eine traditionelle Farm mit einer einzigen Tierart. Dazu kommen Herausforderungen in der Marktanpassung: Viele Verbraucher sind noch nicht ausreichend informiert über die Vorteile von nachhaltig produzierten Lebensmitteln und der symbiotischen Landwirtschaft. Hier bedarf es einer stärkeren Aufklärung und Sensibilisierung, sowohl auf der Seite der Produzenten als auch der Konsumenten.
Die Vorteile der symbiotischen Landwirtschaft in Bezug auf die Förderung der Artenvielfalt und die Minimierung von Umweltbelastungen machen sie jedoch zu einem vielversprechenden Modell für die Zukunft der Landwirtschaft. Wenn wir die bestehenden Hindernisse überwinden und diesen Ansatz weiter ausbauen, können wir zu einer nachhaltigeren und resilienteren Landwirtschaft kommen, die sowohl den Anforderungen der Umwelt als auch denen der Gesellschaft gerecht wird. Es ist ein Schritt in Richtung einer Landwirtschaft, die nicht nur auf Erträge und Profitmaximierung ausgerichtet ist, sondern auf das langfristige Wohl von Erde, Mensch und Tier.
Ein zusätzlicher Vorteil der symbiotischen Landwirtschaft ist die Förderung von Resilienz gegenüber Klimaveränderungen. Durch die Vielfalt von Pflanzen und Tieren sowie die regenerative Nutzung des Bodens wird die Landwirtschaft weniger anfällig für extreme Wetterereignisse wie Dürre oder Überschwemmungen. Eine hohe Biodiversität trägt dazu bei, dass verschiedene Pflanzenarten und Tiere in unterschiedlichen Bedingungen gedeihen können, wodurch das Risiko von Ernteausfällen oder Krankheitsausbrüchen verringert wird. So kann die symbiotische Landwirtschaft als eine Art Versicherung gegen die Unwägbarkeiten des Klimawandels wirken.
Darüber hinaus profitieren auch die Landwirte finanziell von dieser nachhaltigen Methode. Durch die Reduktion des Bedarfs an teuren chemischen Düngemitteln und Pestiziden sinken die Produktionskosten erheblich. Gleichzeitig steigert die gesteigerte Bodenfruchtbarkeit langfristig die Erträge. Der natürliche Kreislauf von Tieren und Pflanzen schafft ein selbsttragendes System, das den Landwirt weniger abhängig von externen Inputs macht. Dies kann zu einer höheren Unabhängigkeit und einer besseren Planbarkeit der wirtschaftlichen Ergebnisse führen.
In Zukunft könnte symbiotische Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnen, insbesondere in einer Zeit, in der das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein wächst. Wenn Verbraucher lernen, den Wert von Produkten aus einer solchen Landwirtschaft zu erkennen, könnte der Markt für nachhaltig erzeugte Lebensmittel erheblich expandieren. Dies würde die breite Akzeptanz und Verbreitung dieser landwirtschaftlichen Praxis weiter fördern und könnte einen großen Beitrag zur Transformation der globalen Landwirtschaft leisten.
Abschließend lässt sich sagen, dass die symbiotische Landwirtschaft ein unglaublich vielversprechender Ansatz für eine nachhaltige Landwirtschaft der Zukunft ist. Sie kombiniert traditionelle Weisheit mit innovativen Lösungen und bietet eine Vielzahl von ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Vorteilen. Trotz der bestehenden Herausforderungen eröffnet sie neue Perspektiven für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion und kann eine entscheidende Rolle im Übergang zu einer regenerativen Landwirtschaft spielen.
Fußnoten
- Siehe die Beschreibung von Karl Ludwig Schweisfurth in Oya Medien Eg (2014) Da lachen selbst die Hühner. Oya-online.de.
- Joel Salatin (2010) Polyface Farm – Pigaerator Pork – Part 2. Youtube.com.
- Hr-fernsehen (31 May 2017) Symbiotische Landwirtschaft. | alles wissen | ARD Mediathek. Gewöhnt man die Tiere aneinander, kommt es zu keinen Überfällen.