Weidefleisch entsteht auf Grundlage lokaler Ökosysteme. Die unterscheiden sich regional. Eine pauschale Definition für Weidefleisch führt daher nicht ans Ziel.

Wir wissen um die Möglichkeiten der Weidehaltung. Für mich persönlich ist das Minimum ganzjährige Weidehaltung im Freien und ausschließlich Gras- und Heufütterung. Kein Getreide, keine Silage oder vergorenen Futtermittel.1

Aber nicht jeder Landwirt kann diese Kriterien vollständig erfüllen. Viele möchten es und arbeiten darauf hin. Genau die heiße ich Willkommen und ich möchte sie mit weidefleisch.org unterstützen und ermutigen. Mein Ziel ist, die Umwelt in einem besseren Zustand zu hinterlassen, als ich sie vorfinde: Ein ganzheitlich blühendes Ökosystem für Flora und Fauna.

Warum kein harter Standard für Weidefleisch?

Landwirte sind mit lokal sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen konfrontiert. Sie haben unterschiedliche Wissensstände und Ansichten über Tiere und behandeln sie daher unterschiedlich. Der Verbraucher muss entscheiden, was er für richtig hält und was er unterstützt.

Aus diesen Gründen stellt Weidefleisch.org keine Zertifizierung und kein Regelwerk zur Verfügung. Stattdessen finden Sie hier alle nötigen, fundierten Informationen über das positive Potenzial der Weidehaltung, über funktionierende Systeme und über die Wirkungen aller Einflüsse.2

Weidefleisch.org möchte Sie motivieren, eine eigene, informierte Entscheidung zu treffen.

Wie viel Weide ist genug?

Die Weidefleisch-Vorteile hängen direkt ab von allen Details der Rinderhaltung. Jede Abweichung von reiner Weidehaltung wirkt sich negativ auf diese Aspekte aus. Es gibt kein definierbares Minimum, das bei geringstmöglichem Aufwand alle Vorteile bietet. Stattdessen beweisen weltweit einige Landwirte, was möglich ist: Sie erschaffen und pflegen blühende Ökosysteme mit hoher Artenvielfalt und positiver Klimawirkung in respektvollem Umgang mit Tier und Natur, sind zugleich produktiv und ökonomisch lebensfähig. Ohne wirtschaftliche Nutzung ist das nur in Ausnahmefällen realistisch.

Das bedeutet auch: Keine Weidehaltung ist so gut, dass sie sich nicht noch verbessern ließe. Nach genau diesem Prozess stetiger Verbesserung strebe ich.

Als Menschen sollten wir nicht einfach versuchen, möglichst wenig Schaden anzurichten. Stattdessen ist der Weg vorwärts: Möglichst viele ökologische Vorteile schaffen und so das Leben für uns und kommende Generationen verbessern. Weidefleisch.org strebt dieses Optimum an, bestärkt durch die Erfolge bestehender Betriebe.

Ziel ist, auch die besten Betriebe fortwährend zu verbessern zugunsten aller Menschen, Tiere und Pflanzen, des Planeten als ganzen.

Was ist Weidefleisch im Optimalfall?

Im Optimalfall verbringen die Tiere jeden Tag des Jahres auf der Weide. Sie fressen ausschließlich Gras und Heu. In einigen Fällen kann ein Unterstand hilfreich oder nötig sein. Das hängt auch ab von den eingesetzten Rassen.

Im Optimalfall erleben sie zur Schlachtung keinen Tiertransport, sondern werden vollkommen stress- und schmerzfrei durch Weideschlachtung getötet. Details zur Weideschlachtung finden Sie hier.

Im Optimalfall steuert der Landwirt die Beweidung so, dass das Ökosystem als Ganzes dadurch gewinnt, es also nie zur Überweidung kommt., jedoch auch nie zur Unterweidung. Das beinhaltet auch die bestmögliche Nutzung der Wachstumszyklen zum Zweck der Kohlenstoffdioxidsequestration. Brutto sollte mehr klimawirksames Gas gebunden als erzeugt werden.3

Im Optimalfall pflegt Weidehaltung das Ökosystem und die Artenvielfalt steigt.

Im Optimalfall wird das Fleisch mindestens zwei Wochen und je nach Schnitt bis zu drei Monate fachgerecht abgehangen, um die Qualität des wertvollen Produktes zu maximieren.

Im Optimalfall verdient der Landwirt damit einen guten Lohn und kann nachhaltig wirtschaften. Zugunsten seiner selbst und der gesamten Umwelt. Das gleiche gilt für den Schlachter/Metzger.

Was ist Weidefleisch nicht?

Weidefleisch ist nicht gleich Biofleisch. Hinsichtlich Tierwohl und Ökologie übertrifft Weidefleisch die Bedingungen für Biofleisch bei Weitem. Weidefleisch kann auch ein Bio-Siegel tragen.

Weidefleisch stammt nicht von Tieren, die im Stall gelebt und Getreide (Kraftfutter, Silage) gefressen haben. Rinderrassen wie Angus, Galloway oder Schottische Hochlandrinder können ganzjährig im Freien leben. Auch einige in Deutschland traditionellere Hausrinderrassen kommen mit lediglich einem Unterstand aus. Getreidefütterung ist niemals nötig. Einige Landwirte füttern Getreide in geringen Mengen als Lockmittel. Andere füttern in den letzten Lebensmonaten mehr Getreide, um den Fettgehalt im Fleisch zu erhöhen. Einige stallen zusätzlich ein, um den Effekt zu erhöhen. Bei diesem Vorgehen verändern sich Nährwert und Fettsäurenzusammensetzung des Fleischs negativ.4 Auch die ökologische Auswirkung verschlechtert sich dann.5

Fußnoten

  1. Die Gründe dafür finden Sie bei den Weidefleisch-Vorteilen, besonders im Abschnitt Tierwohl.
  2. Die Details finden Sie auf der Seite Weidefleisch-Vorteile.
  3. Siehe auch Olschewski, Felix (2018) Zahlen zur Klimapflege durch Weidewirtschaft. weidefleisch.org
  4. Mehr dazu unter Gesundheit.
  5. Mehr dazu unter Umwelt und Klima.