Landschaftspflege dient dem Erhalt bestimmter Landschaftstypen und damit der Artenvielfalt und natürlicher Schutzfunktionen.

Im Naturschutz und in der Landschaftspflege gilt die Beweidung auch heute noch als wichtigste Nutzungs- und zugleich Pflegeform, um kostengünstig den Erhalt von Artenvielfalt und Landschaftsschutz zu verbinden.1

Nur durch Vielfalt gewinnt ein Ökosystem Stabilität. Grasfresser erhöhen als natürlicher Bestandteil verschiedener Ökosysteme direkt und indirekt die Artenvielfalt. Das nutzt allen: Der Umwelt, den Tieren und auch dem Menschen durch die sogenannten Ökosystemdienstleistungen:

  • Hochwasserschutz durch verbesserte Schwammwirkung von Boden und Vegetation.
  • Lawinenschutz.
  • Wasserfilterung.
  • Schutz vor Bodenerosion.
  • Förderung von Biodiversität und Erholungsfunktion.
  • Beiträge zum Klimaschutz durch CO2-Bindung.

Die Biene ist ein gutes Beispiel für den Wert blühendender Landschaften: Über ein Drittel der weltweiten Produktion pflanzlicher Lebensmittel ist abhängig von der Bestäubung durch Insekten.2 Bienen erledigen diese aufwändige Arbeit praktisch kostenlos.

Die europaweit sinkende Artenvielfalt ist also keine abstrakte Entwertung der Natur, sondern sie bedroht direkt unsere Wohlfahrt, die Wirtschaft und unsere Lebensgrundlage. Landschaftspflege wirkt dem entgegen. Ohne Weidetiere geht das nur durch den teuren Einsatz von Maschinen und manueller Arbeit.

Eine gepflegte und artenreiche Landschaft empfinden wir als schön und erholsam. Das ist Grund genug für den Erhalt. Und doch kann man sogar das in Zahlen ausdrücken: Eine schöne Landschaft ist das Aushängeschild ein jeder Region. So profitiert auch der Tourismus nachhaltig von Weidehaltung. Bekannte Beispiele solcher Landschaften sind die Triften der Rhön und der Schwäbischen Alb.

Beispiele: Wie pflegen Weidetiere die Landschaft?

„Ohne Pferd und Rind wird die Eiche nicht überleben.“3

Weidetiere erhalten das offene Grünland, dessen Artenvielfalt sonst von Büschen und dichtem Wald verdrängt würde. An Dorn- und Stachelträger wie Wildrosen, Schlehe und Weißdorn wagen sie sich allerdings nicht heran. Diese lichtliebenden Pflanzen können sich durch das Verhalten der Weidetiere besser durchsetzen. Im Schutz der Dornen können wiederum junge Eichen heranwachsen, welche ohne die bewehrten Büsche keine Chance gegen Hufe und Verbiss der Weidetiere hätten. Wenn eine Eiche ihre empfindliche Jugendphase überstanden hat, überschattet und verdrängt sie die zuvor schützenden Büsche in der Pflanzenfolge und bietet ihrerseits wieder neue Nischen und Lebensraum für noch größere Artenvielfalt.

So gewinnen Frösche und Kröten: Durch Beweidung von Ufern und Röhrichten erwärmt sich das Wasser zur Laichzeit im Frühjahr stärker, was für die Laich- und Larvenentwicklung von Vorteil ist. Süß- und Sauergräser werden bei ausreichendem Weidedruck im Uferbereich kurz gefressen, so dass auch die Wechselkröte, die in dieser Hinsicht anspruchsvollste Art, geeignete Bedingungen findet.4

Weidetiere transportieren in ihrem Fell Pflanzensamen, Früchte und Sporen, sogar Reptilien, Käfer, Wanzen, Spinnen und Schnecken über weite Strecken und helfen so bei deren Verbreitung.5

Die Tritte der Weidetiere öffnen Lücken im Boden und damit neue Lebensräume (sog. Devastierung).

Ihr Kot bietet Lebensraum für zahlreiche Dungkäfer, die ihrerseits Futtergrundlage für bedrohte Vogelarten wie die Blauracke sind.6 Erfahren Sie mehr über die Artenvielfalt durch Beweidung.

Landschaftspflege: Nutzung zur Fleischerzeugung

Der Verkauf von Tierprodukten (Weidefleisch von Rindern, Schafen etc.) aus der Weidehaltung ist eine Möglichkeit, diese Art des Naturschutzes ökonomisch attraktiver zu gestalten. Das ist besonders dann wichtig, wenn die entsprechenden Flächen in privater Hand liegen. Statt schwer zu bewirtschaftende Flächen zum Beispiel in Hanglage der Verbuschung und Verwaldung (Sukzession) zu überlassen, können Landwirte sie mit Hilfe von Weidetieren pflegen und so Ziele des Naturschutzes erreichen und zugleich profitabel arbeiten. Für den Erhalt des Grünlandes erhalten sie Unterstützung von Bund, EU und Landschaftspflegeverbänden.

Fußnoten

  1. Deutscher Verband für Landschaftspflege. Beweidung. Lpv.de. 25 Nov. 2013. http://www.lpv.de/themen/landschaftspflege/beweidung.html
  2. Klein et al.. (2007) Importance of pollinators in changing landscapes for world crops. Proceedings of the Royal Society B (Biological Science) 274: 303-313.
  3. Vera, F.W.M. (1999): Ohne Pferd und Rind wird die Eiche nicht überleben. In: Gerken, B. & M. Görner (Hrsg.): Europäische Landschaftsentwicklung mit großen Weidetieren – Geschichte, Modelle und Perspektiven. Natur- und Kulturlandschaft (Höxter/Jena) 3: 404-424.
  4. M. Bunzel-Drüke et al.. (2008) „Wilde Weiden“ – Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V. (ABU), Bad Sassendorf-Lohne.
  5. Jedicke, Eckhard (2015 )„Lebender Biotopverbund“ in Weidelandschaften. Naturschutz und Landschaftsplanung 47 (8/9), 2015, 257-262, ISSN 0940-6808.
  6. Jedicke, Eckhard (2015 )„Lebender Biotopverbund“ in Weidelandschaften. Naturschutz und Landschaftsplanung 47 (8/9), 2015, 257-262, ISSN 0940-6808