Jeder.
Jeder von uns kann nur essen, wenn in unserem Namen Land irgendwo in irgendeiner Weise bewirtet wird. Somit sind wir alle Landwirte.1 Wir mögen die Arbeit abgeben und bezahlen, doch wir sind verantwortlich für die Erzeugung. Mit jedem Kauf befürworten wir eine Art der Landnutzung. Was wir uns auf den Teller legen, entscheidet über das Landschaftsbild.
Landwirte arbeiten in unserem Auftrag mit dem Land, halten Tiere und entscheiden, wie sie mit ihnen und der Umwelt umgehen. Sie sind verantwortlich für die Durchführung und müssen wirtschaftlich arbeiten: Jemand muss die erzeugte Ware kaufen. Verkauft sich das Fleisch aus extensiver Weidehaltung zum angemessenen Preis, dann funktioniert das Geschäft für den Landwirt. Lohnt sich stattdessen auf der gleichen Fläche eher der Anbau von Energiemais in Monokultur, weil das durch Fördergelder mehr Einkommen bringt, dann wird er sich meist dafür entscheiden. Über solche Subventionen entscheidet die Agrarpolitik.
Die Agrarpolitik fördert seit Jahrzehnten die Industrialisierung unserer Landwirtschaft und treibt dadurch direkt den Niedergang der kleinbäuerlichen Landwirtschaft voran. Im Ergebnis beeinträchtigen zusehends größere landwirtschaftliche Betriebe das Landschaftsbild: Maiswüsten, Biogasanlagen und Mastanlagen. Immer mehr Macht sammelt sich in weniger Händen. Das ist eine kurzsichtige, fehlgeleitete Agrarpolitik, denn sie schadet uns allen.
Es ist daher auch Aufgabe der Umweltpolitik, im Sinne des Naturschutzes die extensive Weidehaltung zu fördern und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen. Das muss einer wirtschaftlich sinnvollen Wirtschaftsweise nicht im Weg stehen; im Gegenteil: Durch eine gepflegte Landschaft gewinnen alle. Darunter der Tourismus, der dem wirtschaftlichen Vorteil der gesamten Region, auch der Landwirte dient.2
Wir können also nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen und fordern: „Du musst etwas ändern!“
Sondern jeder von uns kann jetzt sofort sein Einkaufsverhalten ändern, um extensive Weidehaltung zu fördern. Wir müssen nicht zu Demonstrationen nach Berlin fahren, hoffen und warten bis vielleicht irgendwann in zwanzig Jahren eine Richtungsänderung von der EU durch Berlin in die Länder und Gemeinden heruntertröpfelt.
Viel schneller und gründlicher können wir vor der eigenen Tür kehren und uns in unseren Gemeinden an Landwirte wenden.
Wir können Naturschutzverbände ansprechen, um extensive Weidehaltung über bestehende Landschaftspflegeprojekte hinaus zu fördern.3
Wir können die Ämter und Vereine für Tourismus aufmerksam machen auf den Wert einer solcherart gepflegten Landschaft, denn auch sie können fördern und helfen.
Wir können regionale und kommunale Wirtschaftsvereine auffordern, dieser Verantwortung gerecht zu werden, denn auch sie gewännen durch die lokale Wertschöpfungskette.4 Sie können auch die regionale Produktvermarktung unterstützen.
Wir können die Menschen in den Ämtern für Raumordnungsplanung oder Landschaftsplanung anstoßen zu einem Blick auf vom Schreibtisch in die Landschaft und zur engen Zusammenarbeit mit Naturschutz, Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft.
Wir können mit den Heimatvereinen die Kultur der Wertschätzung pflegen: Heimatlandschaft, -traditionen und -produkte machen unsere Identität aus.5
Das ist unser aller Aufgabe. Denn wir alle sind betroffen.
Siehe auch: Weidefleisch-Angebot schaffen – wie geht das?
Fußnoten
- Siehe auch Berry, Wendell (2002) Conservationist and Agrarian.
- Siehe auch Sozioökonomie.
- Siehe auch Landschaftspflege durch Beweidung.
- Siehe auch Sozioökonomie.
- Siehe auch Kultur.