Zu den häufigsten Kritiken an der Weidehaltung gehört, man könne damit nicht die Welt ernähren oder man könne „den Fleischbedarf“ nicht decken. Dieser Vorwurf ergibt aus leicht nachvollziehbaren Gründen keinen Sinn. Tatsächlich ist Fleischerzeugung in Weidehaltung ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Welthungers.

1. Wir müssen nicht die Welt ernähren, sondern Menschen.

Bei echter Nachhaltigkeit kann und muss sich jede Region selbst ernähren. Lebensmittel müssen wir abhängig von den Gegebenheiten lokaler Ökosysteme erzeugen. Vereinfacht ausgedrückt: In Küstenregionen steht naturgemäß mehr Fisch auf dem Speiseplan, in Tropengebieten mehr Obst und in Gegenden mit Grasland mehr Fleisch. Natürlich sollten wir helfen, wo wir können. Doch deutsche Fleischerzeugung in industrieller Intensivtierhaltung ist kein Weg, hungernden Menschen in Bangladesch zu helfen.

2. Wir produzieren bereits zu viel.

Wir erzeugen weltweit bereits mehr Lebensmittel, als wir für die Ernährung der Weltbevölkerung benötigen. So viel, dass in den Industrieländern bis zu 50 Prozent der Lebensmittel im Müll landen.1 Das Problem zur Ernährung aller Menschen besteht nicht in der Produktion, sondern in der Verteilung. Ihr im Weg stehen neben dem logistischen Aufwand auch politische und kulturelle Hürden. Wenn die wohlhabenden Industrieländer Fleisch in Weidehaltung erzeugen, wirkt sich das positiv auf die sozioökonomische Situation von Ländern der dritten Welt aus. Das bedeutet: Je mehr Fleisch wir in Weidehaltung (und weniger in Intensivtierhaltung) erzeugen, desto besser können wir den Hunger auf der Welt beseitigen.

3. Es gibt keinen Fleischbedarf.

Es gibt lediglich eine Nachfrage. Fleisch ist zwar ein kostbares Lebensmittel, doch es ist nicht lebenswichtig. Folglich muss ein Verbrauch von 80 kg pro Kopf und Jahr nicht zwingend gedeckt werden. Würde Fleisch ausschließlich in Weidehaltung erzeugt, sänke das Angebot. Bei gleichbleibender Nachfrage steigt erfahrungsgemäß der Preis, der seinerseits die Nachfrage senkt. Fleisch gewinnt dann wieder den Stellenwert, den es einst hatte: Es ist etwas besonderes; etwas, das man als Sonntagsbraten feiert und in kleinen Mengen bewusst genießt.

Fußnoten

  1. Institution of Mechanical Engineers. Global Food: Waste Not, Want Not. Imeche.org. 2 Nov. 2013.