Weidemanagement ist die gezielte Bewirtschaftung und Führung der Weide. Richtig durchgeführt pflegt es das Ökosystem, erhöht Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit und hilft beim Speichern enormer Mengen Treibhausgase – mehr als Wälder.1 So kann Weideland maßgeblich der globalen Erwärmung entgegenwirken.2, 3

Das geht nicht von selbst. Grasland braucht Grasfesser, denn nur das Grasen pflegt und erhält die Gräser. Ohne Weidetiere wird der Lebensraum Grasland durch Sukzession je nach Umweltbedingungen zu Busch, Wald oder Wüste. Damit büßt es sein Potenzial zur Humusbildung und CO2-Speicherung weitgehend ein.

Warum genügt es dafür nicht, Rinder einfach ganz natürlich auf eine Weide zu sperren? Weil dem Ökosystem dann ein natürliches Element fehlt: Raubtiere. In freier Natur treiben Raubtiere die Pflanzenfresser zu Herdenbildung und ständiger Bewegung. So bekommen die Gräser nach dem Grasen ausreichend Ruhezeit zur Regeneration und durchlaufen ihren optimalen Wachstumszyklus zur Vergrößerung der Biomasse im Boden, unterstützt durch die Ausscheidungen der Tiere.

Ohne diese ständige Herdenbewegung kommt es zur Überweidung: die Tiere grasen zu oft und zu lange an der gleichen Stelle. Andere Teile der Weide bleiben hingegen unberührt, also unterweidet. Das ist ökologisch und wirtschaftlich nicht die optimale Nutzung der Weide.4 Und beides, Über- und Unterweidung, kann zu Bodendegradation und Wüstenbildung (Desertifikation) führen.

Grasland ist in Co-Evolution mit großen Pflanzenfressern entstanden. Überall auf der Welt zogen große Herden von Wiederkäuern regelmäßig über Steppe, Savanne und Prärie, stets in Bewegung auf der Flucht vor Raubtieren. Gazellen, Büffel und Zebras durchstreifen so seit Millionen Jahren die afrikanische Serengeti und pflegen durch ihr arteigenes Verhalten – Fraß, Vertritt, Düngung – die Savanne. Die durch Millionen Bisons geschaffene nordamerikanische Prärie (Great Plains) gehört zu den fruchtbarsten Böden der Welt.

Gutes Weidemanagement beachtet den Wachstumszyklus der Gräser und das historisch natürliche Verhalten der Grasfresser. Es respektiert und imitiert die biologischen Zusammenhänge zwischen Gräsern und Grasern und maximiert so die produzierte Biomasse und das Bodenleben. Das erfordert ein Verständnis der Rolle der Pflanzenfresser in der Natur als Stimulatoren des Pflanzenwachstums und die Steuerung ihrer Bewegungen durch Methoden wie Weiderotation.

Optimales Weidemanagement …

… fördert die Humusbildung, erhöht dadurch die Bodenfruchtbarkeit und speichert Kohlenstoffdioxid (CO2). Es kann mehr klimawirksame Gase speichern, als die darauf weidenden Tiere verursachen. Damit ist es ein kritischer Aspekt zur Entschärfung des Klimawandels, zur Ernärungssicherheit und zur sozialen Gerechtigkeit.

… erhöht die Artenvielfalt und Biodiversität im Grasland und pflegt und stabilisiert das Ökosystem.

… löst viele Probleme der industriellen Tierhaltung, darunter die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, Umweltverschmutzung, Hygiene und Tierwohl.

… ermöglicht zugleich wirtschaftlich praktikable Tierhaltung und ein nachhaltiges Auskommen des Landwirtes. Es vereint so nachhaltige Ökologie mit nachhaltiger Ökonomie.

Doppelter Ertrag durch Weidemanagement

Jim Munsch berichtet von den Vorteilen des Weidemanagements auf seiner Farm. Er konnte den Ertrag seiner Flächeln verdoppeln.

Fußnoten

  1. Idel, Anita (2010) Die Kuh ist kein Klima-Killer.
  2. FAO (2010) Managing dryland pastoral systems: implications for mitigation and adaptation to climate change.
  3. Mehr zur Klimawirkung unter Vorteile/Umwelt und Klima
  4. Undersander et al.: Pastures for profit: A guide to rotational grazing.