Der Anbau von Energiemais schadet nicht nur Vögeln, Bienen, Böden und dem Klima, sondern er ist aus fachlicher Sicht ein Fehler. Nutzte man die Fläche als Weide, diente das nicht nur dem Naturschutz, sondern eröffnete auch der Wirtschaft mehr Möglichkeiten. Erreichen können wir den Umstieg auf verschiedenen Wegen.

Wenn wir Mais in Monokultur zur Energiegewinnung in Biogasanlagen anbauen, widerspricht das der guten fachlichen Praxis, schreibt Eckhard Jedicke, Professor für Landschaftsentwicklung an der Hochschule Geisenheim.1

Als Gründe nennt er:

  • den Grünlandumbruch (auch auf Niedermoorstandorten), der große Mengen klimaschädlicher Gase freisetzt,
  • unnötigen Gülleeintrag auf abgeernteten Maisäckern und dadurch verstärkten Eintrag in die Gewässer,
  • Verluste von Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft,
  • erhöhte Bodenerosion durch fehlende Zwischenfrüchte und den bei Mais besonderes langen Zeitraum offenen Bodens im Frühjahr,
  • die Vereinheitlichung des Landschaftsbildes zur Monotonie und deren Folgen für die Erholungsnutzung und  Tourismus sowie
  • den häufig gestörten Dorffrieden u.a. durch Verschmutzung der Straßen während der Ernte.

Nutzen wir die Flächen anders, können wir diese Probleme vermeiden und zugleich Vorteile für Tier und Mensch, Natur und Kultur gewinnen. Naturnahe Beweidung, besonders als Gegenentwurf zur ganzjährigen Stallhaltung, ist ein Musterbeispiel moderner und multifunktionaler Landwirtschaft. Sie kann als wichtigstes Werkzeug Ziele der Biodiversität erreichen und wichtige Beiträge zum Klima-, Gewässer- und Artenschutz leisten.2

Es lohnt also, wenn wir Landwirte vom Einstieg in die Weidehaltung überzeugen. Dazu gibt es mehrere Wege.

Die Erfahrung zeigt: Eine fundierte Agrarumweltberatung erhöht die Akzeptanz und Inanspruchnahme von Förderungen und verbessert so die Wirksamkeit der Programme.3

Wenn freiwillige Vereinbarungen zum Naturschutz in der Landwirtschaft nicht funktionieren, bleibt als letztes Mittel der Flächenkauf mit anschließender Verpachtung unter Auflagen. „Das gilt beispielsweise für Maßnahmen der Biotopgestaltung wie Fließgewässerrenaturierung, Anlage von Stillgewässern und Wiedervernässung von Mooren. Möglichkeiten der Finanzierung ergeben sich teilweise über Förderprogramme der Länder, Naturschutzstiftungen und die Eingriffsregelung.“4

Ein solcher Eingriff des Staates sollten wir nicht wünschen, zumal die Privatwirtschaft bereits oft nachhaltige Lösungen zur Verbindung des Naturschutz mit wirtschaftlichen Interessen gefunden hat. Das haben unter anderem viele Regionalmarken erfolgreich bewiesen. Als Beispiel mag die Marke Juradistl-Lamm dienen: Im Oberpfälzer Jura (Bayern) bekommen Hüteschäfer Unterstützung bei der Vermarktung. Angestoßen haben das vier örtliche Landschaftspflegeverbände:

Seit der Markteinführung im März 2004 stiegen die Verkaufszahlen von ca. 600 Lämmern pro Jahr stetig auf ca. 1.500 Lämmer in 2007. Aktuell sind 13 Schäfereien, 5 Schlacht- und Zerlegebetriebe, 34 Gastronomien und 19 Metzgereien im Netzwerk aktiv. Die regionale Wertschöpfung im Zeitraum 2004 bis 2006 aus diesem Projekt beträgt (z. T. hochgerechnet):5

  • Im Sinne des Arten- und Biotopschutz beweidete Magerrasen: 600 ha
  • Umsatz Schäfer: 352.000 €
  • Zusätzlicher Gewinn für Schäferbetriebe: 38.000 €
  • Umsatz Schlacht- und Zerlegebetriebe: 104.000€
  • Umsatz Gastronomie mit Juradistl-Lamm-Gerichten: 3.240.000 €

Zugleich sichert das Projekt Arbeitsplätze in Landwirtschaft und Gastronomie6 und erhält und sichert Naturschutz- und Erholungsflächen in der Region.

Greift der Staat dennoch direkt ein, muss er in der Landschaftsplanung mehr Sorgfalt walten lassen als in vergangenen Projekten. Die Landschaftsplanung der jüngeren Vergangenheit hat nicht gewirkt. Es fehlen Lösungen für neue Entwicklungen und Zielsetzungen und es wurde nicht geprüft, welche Vorteile die Pläne für die Agrarlandschaft bieten und wie sie der Allgemeinheit nutzen. Landschaftplanung muss die Gemeinden und Bürger einbeziehen.7

Bessere Öffentlichkeitsarbeit erhöht zugleich die Wertschätzung für Weidehaltung.8 Das wiederum verbessert die Bedingungen in der Vermarktung.

„Die Wissensvermittlung unterstützt eine intensivere Wahrnehmung der Landschaft und ihrer Bewohner. Die gewonnene Kenntnis über ökologischen Zusammenhänge fördert das Verständnis für die Maßnahmen des Naturschutzes. […] Laut einer Besucherumfrage wird die Weidelandschaft als besonders ästhetisch und als ursprünglich/natürlich empfunden. […] Der Umstand, dass die Tiere in der unübersichtlichen Landschaft nicht immer zu sehen sind, scheint ihren Reiz zu erhöhen.“ Es sei ein „spannendes, sehr direktes Naturerlebnis.“9

Fußnoten

  1. Jedicke, Eckhard (2015) Agrarwende unter dem Aspekt der Landschaftsplanung. Landschaftsplanung. DOI 10.1007/978-3-642-40456-6_38-1. Springer Berlin Heidelberg 2015.
  2. ebd.
  3. ebd.
  4. ebd.
  5. ebd.
  6. Siehe auch: Sozioökonomie.
  7. ebd.
  8. Sandkühler, Jutta. (2004) Weidelandschaft und Erholungsnutzung. Mitteilungen aus der NNA 1/2004. Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz.
  9. ebd.
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