Diese Beitragsreihe besteht aus Auszügen des neuen Buchs Weidefleisch – Handbuch für Erzeuger und Verbraucher, das im Januar 2022 unter der ISBN 978-3755781868 überall im Handel erschienen ist (auch bei Amazon und BoD). Im Beitrag finden Sie oben einen Player zum weidefleisch.org-Podcast, in dem das Buch episodenweise als Hörbuch zur Verfügung steht.

Ich schlachte und verkaufe drei bis vier Tiere pro Jahr. Wie kann ich mehr vermarkten?

Der größte Teil der Weidefleisch-Erzeuger beginnt mit dem Verkauf von einem oder zwei Tieren pro Jahr, die Direktvermarktung erfolgt in Form von Fleischpaketen: Einheiten als Viertelrind, als 25-kg-Paket, vielleicht auch als 10-kg-Einheit. Auf diese Weise erreichen sie mit geringem Aufwand genügend Menschen, um das gesamte Fleisch ihrer Tiere zu verkaufen.

Mundpropaganda durch die Kunden vergrößert den Kundenkreis in der Direktvermarktung, aus zwei Tieren pro Jahr werden drei, vielleicht vier. Und dann geht es nicht weiter. Oder wird vielleicht weniger. Warum? Wer ein 25-kg-Paket oder selbst ein 10-kg-Paket kauft, braucht Raum im Gefrierschrank und Zeit und Muse zur Zubereitung etwa von Bratenstücken. Dieses Profil trifft nicht auf jeden potentiellen Kunden zu. Einige merken sogar, dass sie sich mit dem Paket übernommen haben und, so gut es ihnen auch schmeckt, kaufen kein weiteres.

Eine Antwort auf dieses Problem ist Komfort. Wenn 10 kg zu viel sind und Bratenstücke oder Gulasch zu viel Zeit kosten, dann muss man die Verkaufseinheit verkleinern oder die Zubereitung vereinfachen. Oder beides. Aus diesem Grund gibt es Fertiggerichte und vielfältig gefüllte Fleischtheken in Metzgereien. Beides ist mit einem Aufwand verbunden, den sich wenige Landwirte leisten mögen, die nur selten schlachten.

Dennoch gibt es in der Direktvermarktung Möglichkeiten zum Erhöhen des Komforts. Einige davon finden sich im Kapitel Weidefleisch erfolgreich vermarkten: Wertschöpfung Wurst: Der Landwirt könnte einen Teil der zeitaufwändigen Stücke von seinem Metzger zu Salami oder Bierknackern verarbeiten lassen und gleichzeitig einige der fürs Kurzbraten geeigneten Stücke separat verkaufen. Statt das ganze Tier in Großpaketen zu verkaufen, könnte man zunächst ein Viertel des Tieres auf diese Weise weiterverarbeiten und so Erzeugnisse schaffen, die einerseits länger haltbar sind (Salami) und andererseits eine größere Zielgruppe finden (Stücke zum Kurzbraten bzw. Grillen.)

Das ist nur einer von vielen Wegen in der Direktvermarktung, um mehr Komfort zu schaffen. Häufig lohnenswert ist auch die Zusammenarbeit mit einem Restaurant, das nicht nur Interesse am Rückenstrang hat, jedoch auch aufgrund der Bestuhlung kein ganzes Tier auf einmal verwerten kann. Pflegt man ein gutes Verhältnis zum Betreiber des Restaurants, kann man auch eine gemeinsame Veranstaltung wie ein mehrgängiges Menü mit verschiendenen Teilen vom Rind vom Rind ansetzen. Besonders spannend sind oft Themen wie Von Kopf bis Fuß (siehe auch Alles vom Tier genießen: Nose-to-tail-eating.) Dabei kann man einem breiteren Publikum ungewöhnlichere Stücke wie den Nierenzapfen vorstellen, zugleich die Gäste als mögliche künftige Kunden gewinnen und überdies eben jene Stücke (Innereien) verwerten, die sich sonst auch aufgrund des Zeitdrucks weniger einfach vermarkten lassen.

Eine weitere Lösung zur Erweiterung des Kundenkreises in Direktvermarktung ist die traditionelle Werbung: Inserate in Tageszeitungen wirken auch in Zeiten des Internet gut. Auch sollte man seine Hausaufgaben hinsichtlich der Erreichbarkeit und Auffindbarkeit gemacht haben. Mundpropaganda ist gut. Noch besser ist, wenn man seinen Kunden bei der Mundpropaganda hilft, indem man ihnen eine Handvoll attraktiv gestalteter Flyer oder Visitenkarten mit in das Fleischpaket legt. Auch das ist Komfort.