Für das Tierwohl ist Weidehaltung das Beste: Rinder sind Wiederkäuer, ihre natürliche Nahrung sind Gräser und Kräuter. Durch ihr Verdauungssystem können sie von dieser nährstoffarmen Nahrung auf kargen und vom Menschen sonst nicht nutzbaren Flächen leben.

Füttert man Rinder stattdessen überwiegend mit Getreide, Silage und ähnlichem Kraftfutter, wie in der industriellen Intensivtierhaltung üblich, übersäuert ihr Magensystem. Sie erkranken dann häufiger an Azidose, Durchfall, Geschwüren, Leberschäden und benötigen medikamentöse Behandlung.1, 2 Durch Übersäuerung und starke Gasbildung im Magen sterben bis zu 3 % aller Rinder in Intensivtierhaltung.3

Natürlicher Lebensraum der Rinder ist die Herde auf der Weide, wo sie ihr eigenes Verhalten voll ausdrücken können. Nur auf der Weide ist die Haltung dieser domestizierten Tiere tiergerecht bzw. artgerecht.4

Die Haltung in Ställen führt hingegen häufig zu Verhaltensstörungen und Stress und belastet dadurch das Immunsystem der Tiere.5

In Stallanlagen stehen die Tiere häufig in Fäkalien und die staubige Luft durch getrockneten Kot und Futter belastet ihre Atemwege und es kommt zu Lungenentzündungen.6, 7

Zur einfacheren Haltung und um Verletzungen zu vermeiden werden Rinder in Intensivtierhaltung in der Regel enthornt. Das soll die Verletzungsgefahr für Tier und Mensch in engen Ställen verringern, jedoch beeinträchtigt es die Tiere. Bei einigen Rassen dienen Hörner zur Kühlung bei hohen Temperaturen, auch gibt es Hinweise auf einen Einfluss der Hörner auf das Hormon- und Verdauungssystem sowie den Gleichgewichtssinn.8, 9, 10 Deswegen untersagt zum Beispiel der Demeter-Verband das Enthornen.11 Wird ein Tier nicht fachgerecht enthornt, kann es ein Leben lang Schmerzen leiden. Der Umgang mit horntragenden Tieren ist bei entsprechender Sorgfalt praktikabel.

Fußnoten

  1. Je, Nocek. Bovine acidosis: implications on laminitis. J Dairy Sci. 1997 May;80(5):1005-28.
  2. Australian Veterinary Association. Ruminal Acidosis – understandings, prevention and treatment. June 2007
  3. A Greener World. The Grassfed Primer. Web. 25. Aug. 2016
  4. Mehr zur Differenzierung dieser Begriffe hier: Artgerecht oder Tiergerecht?
  5. Shahhosseini, Yazdan. 2013. Cattle Behaviour – Appearance of Behaviour in Wild and Confinement. Swedish University of Agricultural Sciences. <http://stud.epsilon.slu.se/5659/7/shahhosseini_y_130619.pdf>
  6. Iowa State University Livestock Confinement Dusts and Gases. Nasdonline.org. 11 Sept. 2009. http://nasdonline.org/static_content/documents/1620/d001501.pdf
  7. Russell Jb , Et Al.. Potential effect of cattle diets on the transmission of pathogenic Escherichia coli to humans. Microbes Infect. 2000 Jan;2(1):45-53.
  8. K Picard. Differences in thermal conductivity of tropical and temperate bovid horns. ResearchGate. 1 Jan. 1999. Web. 25 Aug. 2016.
  9. Ton Baars, Daniel Kusche, Jenifer Wohlers, Stephan Mosler. 2011. Milchqualität Biologisch-Dynamisch – Gibt Es Da Unterschiede? Lebendige Erde 1:2011: 42–45. http://www.lebendigeerde.de/fileadmin/lebendigeerde/pdf/2011/Forschung_2011-1.pdf.
  10. Kremer, Hans-Josef. Feld & Stall: Lebendige Erde: Zeitschrift für biologisch-dynamische Landwirtschaft, Ernährung, Kultur. Lebendigeerde.de. 2011. Web. 12 Aug. 2016. <http://www.lebendigeerde.de/index.php?id=feld_stall_111>
  11. N.a. Demeter Milch und Milchprodukte | Demeter e.V.. 6. Aug. 2011. <http://www.demeter.de/verbraucher/produkte/demeter-produkte/milch-und-milchprodukte>