Graslandschaften bieten mehr Chancen zum Klimaschutz als Wälder. Wir sollten Grünlandumbruch vermeiden und diese Ökosysteme durch Tierbesatz pflegen. Das ermöglicht die gleichzeitig Nutzung zur Ernährung des Menschen bei positiver Klimabilanz.

Grasland speichert erheblich mehr Kohlenstoff als Wälder: Die Kohlenstoff-Vorräte sind 40 Prozent größer als im Wald.1 Zwölf Prozent mehr Grasland als Wald schmücken unsere Erdkugel. Das macht diesen natürlichen Lebensraum der Weidetiere zum zweitwichtigsten Ökosystem zur Speicherung von Kohlenstoff nach den Mooren und Feuchtgebieten, die ihrerseits je Quadratmeter mehr als die sechsfache Menge Kohlenstoff speichern.

Durch intensiven Ackerbau und die Entwässerung von Mooren etwa zur Nutzung in der Landwirtschaft belasten wir in Europa jedes Jahr das Klima mit 57 Mio. Tonnen Kohlenstoff. Im gleichen Zeitraum binden unsere Grünländer 85 Mio. Tonnen Kohlenstoff, eine Sättigung erreichen sie erst nach über 100 Jahren. Das verdeutlicht die Möglichkeiten des Grünlandes zum Schutz des Klimas – und mahnt zur Pflege dieser Flächen: Die Umwandlung von Grünland in Acker setzt 60 Prozent des gespeicherten Kohlenstoffs frei.

Der Mensch kann die Gräser und Kräuter des Grünlands nicht essen. Und Grünland funktioniert ohne Tierhaltung nicht. So erschließt Weidehaltung diese Flächen für die Ernährung des Menschen, pflegt zugleich das Ökosystem, erhöht die Artenvielfalt und wirkt dem Klimawandel entgegen. Die Wiedervernässung von Mooren erlaubt eine gleichzeitige Beweidung mit geeigneten Tieren wie Wasserbüffeln.

Die Ökobilanz in der Rindfleischerzeugung aus extensiver Ganzjahresbeweidung ergibt 0,52 kg CO2-Äquivalente für ein Kilo Rindfleisch. Diese Berechnung beschränkt sich auf die technischen Aufwendungen und liegt um ein Vielfaches niedriger als das entsprechende Ergebnis konventioneller und ökologisch wirtschaftender Betriebe.2 Soussana et al. zeigen laut Jedicke: Die Klimabilanz durch naturnahe und dem Standort angepasste Beweidung ist positiv.3

Aus Gründen des Klimaschutzes sollten wir daher Weideland erhalten und neu schaffen. Weidewirtschaft bedeutet: Weniger Fleisch, dafür höhere Güte erzeugen. Für Verbrauche heißt das: Weniger und stattdessen besseres Fleisch essen.

Fußnoten

  1. Auf annährend der gleichen Fläche (Grasland 37,3 Mio. km², Wälder 33,3 Mio. km²) sind die Kohlenstoff-Vorräte im Grasland um fast 60 % höher (588 gegenüber 372 Mrd. Tonnen. Siehe E. Jedicke, Klimawirksamkeit von Weidelandschaften in Naturnahe Beweidung und NATURA 2000: Ganzjahresbeweidung im Management von Lebensraumtypen und Arten im europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000.)
  2. 8,2 bis 36,4 kg beziehungsweise 8,2 bis 22,3 kg. Siehe E. Jedicke
  3. J.F. Soussana et al. (2007) Full accounting of the greenhouse gas (CO2, N2O, CH4) budget of nine European grassland sites. Agriculture, Ecosystems and Environment 121 (2007) 121–134. 18 Jan 2007.
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